Vom 21. bis 23. August 2020 fand in Naumburg (Sachsen-Anhalt) die VIII. Internationale Konferenz zum 85. Jahrestag des Roerich-Pakts, des ersten Internationalen Vertrags zum Schutz des Kulturerbes sowie zum 100. Jahrestag der ersten Aufzeichnung der Lehre der Lebendigen Ethik statt. Die Konferenz wurde von der Deutschen Roerich-Gesellschaft unter Beteiligung des Internationalen Roerich-Zentrums (Moskau), europäischer Roerich-Gesellschaften und mit Unterstützung des Internationalen S.N. Roerich-Rates der Roerich-Gesellschaften, organisiert.
Aufgrund der Pandemie konnten nicht alle Teilnehmer persönlich an der Konferenz in Naumburg teilnehmen und so wurde die Möglichkeit geschaffen, online an der Konferenz teilnehmen zu können. Von diesem Angebot wurde dann auch reger Gebrauch gemacht.
Viele internationale Organisationen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begrüßten die Eröffnung der Konferenz. So wurde im Grußwort des Internationalen Roerich-Zentrums (Moskau) festgestellt, dass die Ideen des Roerich-Pakts in der modernen Weltgemeinschaft am aktivsten gefördert werden müssen. Noch heute gibt es zahlreiche Zerstörungen an den historischen Kulturdenkmälern während bewaffneter Konflikte (Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien usw.), aber auch in Friedenszeiten. Aus Gleichgültigkeit oder Gier geht das große Erbe der Vergangenheit unter. Daher werden die Bestimmungen des Roerich-Pakts, die umfassendere Maßnahmen zum Schutz der Kultur vorschlagen, heute immer wichtiger. Die führende Rolle in dieser edlen Sache, so argumentierte Nicholas Roerich, muss von einer fortschrittlichen Weltgemeinschaft gespielt werden, die in der Lage ist, zusammenzuarbeiten und zu handeln, um die barbarische Zerstörung der Kultur zu stoppen.
Es ist daher kein Zufall, dass die Konferenz mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Der Schutz des Kulturerbes ist eine internationale Angelegenheit“ eröffnet wurde, an der Paula Liimatta, Vorsitzende der Finnischen Nikolaj und Helena Roerich-Gesellschaft, Jelena Aleksandrova, Vorsitzende der Estnischen Roerich-Gesellschaft und Mitglied des Roerich-Pakt-Komitees von Estland, Galina Schneider, Vorsitzende der Deutschen Roerich-Gesellschaft sowie weitere Gäste der Konferenz teilnahmen: Dr. Birte Brugmann (Halle/Saale), Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kulturgutschutz, Bernward Küper, Oberbürgermeister der Stadt Naumburg, und Thomas Burkhart, Eigentümer des Kulturzentrums Turbinenhaus.
Der Moderator dieser Diskussion, Rainer Schneider, Vorstandsmitglied der Deutschen Roerich-Gesellschaft, ging auf wichtige Punkte für die Bewahrung des kulturellen Erbes ein, so auf die Zerstörung von Kulturdenkmälern durch Kriege, Naturkatastrophen, aber auch durch Verantwortungslosigkeit und Nachlässigkeit und ideologische Motive. Wo sehen wir den größten Feind des Kulturerbes? Warum sind wir hilflos und wie kann die Öffentlichkeit die Ereignisse aktiv beeinflussen? Welche Maßnahmen muss die Weltöffentlichkeit ergreifen, um sicherzustellen, dass die Hauptbotschaft des Roerich-Pakts „Frieden durch Kultur“ alle Lebensbereiche durchdringt?
Die Diskussionsteilnehmer erörterten auch die Situation im Zusammenhang mit der Zerstörung des nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museums des Internationalen Roerich-Zentrums, die zu Empörung und Verständnislosigkeit über eine derart zerstörerische Aktion führte.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion sprachen über die Bedeutung des Erhalts von Kulturstätten für künftige Generationen sowie über konkrete Aktionen in dieser Richtung in ihren Ländern. Die Gefahr der Zerstörung der kulturellen Grundlagen der Weltgemeinschaft durch eine technokratische Zivilisation wurde diskutiert, denn es ist kaum zu übersehen, dass die Zerstörung der Weltkultur bereits systematisch erfolgt. Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass Kultur heute mehr denn je Schutz benötigt. Die internationale Gemeinschaft soll und muss ihre Rolle bei der wichtigen und edlen Aufgabe des Schutzes des kulturellen Erbes unseres Planeten aktiver leben.