Nikolaj Roerich gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der russischen und Weltkultur. Ein Künstler, Wissenschaftler, Reisender, Schriftsteller, Denker – seine vielseitige Begabung sucht Seinesgleichen. Das kreative Vermächtnis von Nikolaj Roerich ist gewaltig – mehr als siebentausend Bilder, unzählige literarische Werke – Bücher, Aufsätze, Artikel, Tagebücher – sind Zeugen der Schaffenskraft von Nikolaj Roerich.
Nikolaj Roerich wird am 9. Oktober 1874 in St. Petersburg als Sohn des Notars Konstantin Fjodorowitsch Roerich geboren.
Von Kindheit an wird er mit Kunst, Archäologie und Geschichte vertraut gemacht. Seine besondere Aufmerksamkeit aber gilt vor allem dem reichen Kulturerbe des Fernen Ostens. All dies macht Nikolaj Roerichs Schaffen zu einem einzigartigen Schatz.
Nach seinem Abitur am May-Gymnasium studiert er von 1893 bis 1897 zeitgleich an der juristischen Fakultät der Universität St. Petersburg (Diplom 1898) und der Kaiserlichen Akademie der Künste. Ab 1895 studiert er im Atelier des berühmten Arkhip Kuindzhi. Während dieser Zeit stand er in engem Gedankenaustausch mit berühmten Kulturträgern dieser Zeit – V. Stasow, I.E. Repin, N. Rimski-Korsakow, D.V. Grigorowitsch, S.P. Djagilew.
Seine Diplomarbeit, das Gemälde „Der Eilbote“, wird von dem berühmten russischen Kunstsammler Tretjakow gekauft.
Bereits mit 24 Jahren ist Nikolaj Roerich in Sankt Petersburg Direktionsassistent am Museum der Kaiserlichen Gesellschaft der Bildenden Künste und gleichzeitig Redaktionsassistent des Kunstjournals „Welt der Kunst“.
Im Jahr 1899 lernt er Elena Iwanowna Schaposchnikowa kennen, die seine treue Wegbegleiterin und geistige Vertraute für den Rest seines Lebens werden sollte. Die Harmonie in den Ansichten und tiefe gegenseitige Sympathie verwandelt sich sehr schnell in starke und lebendige Gefühle, und im Oktober 1901 heiraten die jungen Leute. Ihr gesamtes Leben werden sie Hand in Hand gehen, sich einander kreativ und spirituell ergänzend. Elena teilt alle Hoffnungen und Bestrebungen von Nikolaj Roerich. Im Jahr 1902 wird ihr Sohn Jurij geboren, zukünftiger Gelehrter und Orientalist, und in 1904 – Swjatoslaw, der den gleichen Weg wie sein Vater wählen wird.
In seinen Büchern nennt Nikolaj Roerich Elena Iwanowna „Inspiratorin“ und „Kameradin.“ Sie ist die Erste, der er jedes neue Gemälde zeigt, er schätzt ihre künstlerische Intuition und ihren feinen Geschmack. Viele Gemälde werden basierend auf den Visionen, Gedanken und kreative Einblicken von Elena erstellt. Aber ihre Ideen spiegeln sich nicht nur in seinen Bildern wider – es gibt kaum einen Bereich im Schaffen von Nikolaj Roerich, in dem sie nicht präsent wäre. Hinter jeder schöpferischen Tätigkeit Nikolaj Roerichs, seinen Gedichten und Erzählungen, seinen Gemälden und Reisen steht stets Elena. Laut Swjatoslaw Roerich „herrschte zwischen N[ikolaj] K[onstantinovitsch] und E[lena] I[wanowna] eine seltene Kombination von sonoren Klängen auf allen Ebenen. Sich gegenseitig ergänzend, schienen sie in einer reichen Harmonie geistigen und seelischen Ausdrucks zu verschmelzen.“
In den Jahren 1903 bis 1904 unternimmt Nikolaj Roerich gemeinsam mit seiner Frau eine ausgedehnte Reise in die alten Städte Russlands. Sie besuchen mehr als 40 Städte, alle berühmt für ihre antiken Denkmäler. Ziel dieser „Reise in die alte Zeit“ ist es, die Wurzeln der russischen Kultur zu erforschen. Auf dieser Reise fertigt er nicht nur eine große Zahl von Gemälden, sondern auch erste Artikel über den großen künstlerischen Wert der altrussischen Ikonographie und Architektur an.
In diese Zeit fallen auch die Werke des Künstlers über religiöse Themen in Form von Gemälden und Skizzen von Mosaiken für russische Kirchen.
Das facettenreiche Talent von Nikolaj Roerich zeigt sich deutlich in seinen Arbeiten für Theaterproduktionen. Während der berühmten „Russischen Jahreszeiten“ von S. Djagilew in der Ausgestaltung von Nikolaj Roerich werden „Die Polowetzer Tänze“ aus „Fürst Igor“ von Borodin, „Das Mädchen von Pskow“ von Rimski-Korsakows Ballett „Le sacre du printemps“ mit Musik von Strawinsky aufgeführt. Dank Elena Roerich macht Nikolaj Roerich Bekanntschaft mit den Schriften von prominenten Denkern Indiens wie Ramakrishna und Vivekananda, sowie mit den literarischen Werken von R. Tagore, gemeinsam studieren sie die Upanischaden.
Die Bekanntschaft Nikolaj Roerichs mit dem philosophischen Gedankengut des Fernen Ostens spiegelt sich in vielen seiner Werke wider. Während in den frühen Bildern des Künstlers noch das alte heidnische Russland mit bunten Bilder des Volksepos und unberührter Natur vorherrschten („Eine Stadt wird erschaffen“, „Vorbilder“, „Besucher aus dem Ausland“, etc.) , so traten bereits kurze Zeit später die Themen Indien und Ferner Osten in den Mittelpunkt seiner Bilder und literarischen Werke.
Im Jahr 1916 reist Nikolaj Roerich auf Anweisung seiner Ärzte zur Behandlung einer schweren Lungenerkrankung mit seiner Familie nach Serdobol in Finnland, an die Ufer des Ladoga-Sees. Die Nähe zu Petrograd erlaubt ihm von Zeit zu Zeit Reisen in die Stadt an der Newa und Beschäftigung an der Schule der „Gesellschaft zur Förderung der Künste“. Nach seiner Genesung schneidet jedoch die russische Revolution im Jahr 1917 Roerich und seine Familie mit Schließung der Grenzen zwischen Finnland und Russland von seiner Heimat ab.
Im Jahre 1919 reist Nikolaj Roerich auf Einladung von Schweden mit Wanderausstellungen durch die skandinavischen Länder. Im Herbst desselben Jahres folgt er der Einladung von Djagilew nach London zur Veranstaltung russischer Opern mit Musik von Mussorgsky und Borodin und reist mit seiner Familie nach England.
Im Jahr 1920 erhält Nikolaj Roerich das Angebot des Direktors des „Chicago Institute of Art“, eine große Wanderausstellung durch 30 Städte der USA zu organisieren. Nikolaj Roerich nimmt diese Einladung an und verlässt mit seiner Familie London.
Nikolaj Roerich gehört zu den wenigen Denker des zwanzigsten Jahrhunderts, die die wahre Bedeutung von Kultur und ihrer entscheidende Rolle in der Entwicklung der Menschheit verstanden haben. „Kultur ruht in Schönheit und Wissen“ – schrieb er. Und er wiederholte einen berühmten Satz des Dichters Dostojewskij in abgewandelter Form: „Das Bewusstsein für Schönheit wird die Welt retten.“ Dieser Satz erklärt praktisch die ganze Bedeutung der kosmischen Evolution, die vom Chaos übergeht zur Ordnung, vom Einfachen zum Komplizierten, von einem System zur Schönheit. Der Mensch erkennt Schönheit nur durch die Kultur, deren untrennbarer Bestandteil das Schaffen ist. Dies wird auch in den Büchern der Lebendigen Ethik beschrieben, an denen die Roerichs unmittelbar beteiligt waren. Elena schreibt, und Nikolaj Roerich verewigt die kosmischen Ideen der Lebendigen Ethik in künstlerischen Werken.
Roerich entfaltet seine Ideen in Amerika durch eine Vielzahl von kulturellen und bildenden Maßnahmen. Im November 1921 eröffnet in New York das „Master Institute of United Arts“, dessen Hauptaufgabe es war, Völker durch Kultur und Kunst einander näher zu bringen. Fast zeitgleich wird in Chicago die Künstlervereinigung „Cor Ardens“ („The Flaming Heart“) gegründet. Im Jahr 1922 entsteht das Internationale Kulturzentrum „Corona Mundi“, im November 1923 eröffnet in New York das Nicholas-Roerich-Museum mit einer umfangreichen Sammlung von Gemälden des Künstlers. Die von Nikolaj Roerich gegründeten Institutionen entwickeln sich zu wichtigen Zentren der Kultur in Amerika, die viele prominente Künstler vereinigt.
Dann, im Jahre 1923, erfüllt sich ein Traum des Meisters: am 2. Dezember kommen Roerich und seine Familie in Indien an. Hier beginnen die Vorbereitungen für die wichtigste Reise im Leben des großen Künstlers – eine Expedition in die abgelegenen Regionen Zentralasiens. Diese Regionen haben seit langem die Aufmerksamkeit Nikolaj Roerichs nicht nur als Künstler, sondern auch als Wissenschaftler, geweckt, der sich mit einer Vielzahl von Fragen zu globaler Migration der alten Völker und der Suche nach einer gemeinsamen Quelle der slawischen und indischen Kultur befasst. Neben dem rein wissenschaftlichen Zweck hat die Expedition auch eine wichtige evolutionäre Aufgabe. Die beschwerliche Route der Expedition führt durch Sikkim, Kaschmir, Ladakh, China (Xinjiang), Russland (mit einem Zwischenaufenthalt in Moskau), Sibirien, Altai, die Mongolei, Tibet, durch die unerforschten Gebiete des Transhimalaya. Die Bedeutung und die Ergebnisse dieser einzigartigen Expedition sind bis heute durch die moderne geographische Wissenschaft noch nicht vollumfänglich gewürdigt. Nikolaj Roerichs Expedition wird zum Triumph der russischen Erforschung Zentralasiens. Durch die Einzigartigkeit der Reiseroute und die gesammelten Materialien kann sie zu Recht Anspruch auf einen besonderen Platz unter den großen Expeditionen des zwanzigsten Jahrhunderts erheben. Die Reise dauert von März 1925 bis Mai 1928. Erstmals werden Dutzende neuer Gipfel und Gebirgspässe kartographiert, werden archäologische Stätten und seltenste Manuskripte entdeckt. Umfangreiches wissenschaftliches Material wird zusammengetragen, Bücher werden geschrieben („Das Herz Asiens“, „Altai und der Himalaya“). Roerich erschafft über 500 Gemälde, auf denen er eine besondere und faszinierende Welt, eine Welt größter Schönheit, festhält.
Am Ende der Expedition, im Juli 1928, gründet Nikolaj Roerich das Institut für Himalaya-Forschung „Urusvati“, was in Übersetzung aus dem Sanskrit „Das Leuchten des Morgensterns“ bedeutet. Dort, im Kullu-Tal, im Westhimalaya, finden Nikolaj und seine Familie ihr Zuhause. Hier, in Indien, verläuft die letzte Etappe des Lebens des Künstlers.
In den Jahren 1934 – 1935 leitet Nikolaj Roerich eine weitere Expedition in Gebiete der Inneren Mongolei, die Mandschurei und China. Diese wurde vom Wirtschaftsministerium der USA organisiert, um Dürre-resistente Pflanzen zu erforschen. Während dieser Zeit, als er sich auf der Expedition befindet, fälscht der Präsident des New Yorker Roerich-Museums und Bevollmächtigter Roerichs, der amerikanische Geschäftsmann Louis Horch, Urkunden und diffamiert seinen Mentor, ergreift illegal Besitz von Aktien aus dem Eigentum des Museums und erklärt sich als deren Besitzer. Er entnimmt heimlich Bilder, einen Teil davon behält er selbst, die meisten der Bilder wurden versteigert und zieren noch heute private Sammlungen amerikanischer Kunstliebhaber. Nach einiger Zeit erwarben den Roerichs treu ergebene Mitarbeiter neue Räumlichkeiten für das Museum und kauften einen bedeutenden Teil der Bilder zurück.
Nikolaj Roerich setzt seine internationalen kulturellen Aktivitäten fort. In seinen künstlerischen und philosophischen Essays schafft er ein völlig neues Konzept der Kultur auf der Grundlage Idee der Lebendigen Ethik. Kultur, so die Meinung Nikolaj Roerichs, ist eng mit den Fragen der kosmischen Evolution der Menschheit verknüpft, sie ist eine „gewaltige Säule“ dieses Prozesses.
In die breite Definition von Kultur schließt Nikolaj Roerich die Synthese der besten Errungenschaften des menschlichen Geistes auf dem Gebiet der religiösen Erfahrung, Wissenschaft, Kunst und Bildung ein. Es ist Nikolaj Roerich, der erstmals den grundlegenden Unterschied zwischen Kultur und Zivilisation formuliert. Wenn die Kultur eine Beziehung zur geistigen Welt des Menschen in seinem kreativen Selbstausdruck hat, so ist die Zivilisation lediglich die äußerliche Anordnung des menschlichen Lebens in all seinen materiellen und bürgerlichen Aspekten. Die Gleichsetzung von Zivilisation und Kultur, so argumentiert Nikolaj Roerich, führt zu einer Verwirrung dieser Verständnisse und zu einer Unterschätzung des spirituellen Faktors in der Entwicklung der Menschheit. „Reichtum allein bringt keine Kultur. Aber die Erweiterung und Verfeinerung des Denkens und des Fühlens der Schönheit gibt diejenige Erlesenheit Vornehmheit der Seele, durch den sich der kultivierte Mensch hervorhebt. Nur er kann eine leuchtende Zukunft für sein Land aufbauen.“ Auf dieser Grundlage soll die Menschheit nicht nur die Kultur entwickeln, sondern sie muss sie schützen.
In den dreißiger Jahren, den herannahenden Krieg erahnend, erarbeitet Nikolaj Roerich den Entwurf eines besonderen Paktes zum Schutz von Kulturschätzen in Zeiten des Krieges und ziviler Unruhen. Der „Roerich-Pakt“ beinhaltete einen großen pädagogischen Wert. „Ein Pakt für den Schutz von kulturellen Schätzen ist nicht nur notwendig als offizielles Organ, sondern als ein pädagogisches Gesetz, das die junge Generation ab dem ersten Schultag mit den edlen Ideen zur Erhaltung der wahren Werte der gesamten Menschheit erzieht.“ Diese kulturelle Initiative fand in weiten Kreisen der Weltöffentlichkeit Unterstützung. Die Idee des Künstlers begrüßten Romain Rolland, Bernhard Shaw, Rabindranath Tagore und Albert Einstein. Die feierliche Unterzeichnung des Paktes erfolgt am 15. April 1935 im Weißen Haus in Washington. Zunächst wird das Dokument von 21 Ländern des amerikanischen Kontinents ratifiziert. Später, im Jahre 1954, bildet der Roerich-Pakt die Grundlage der Haager „Internationalen Konvention zum Schutz von Kulturgut im Fall eines bewaffneten Konflikts“. Die von Nikolaj Roerich entworfene Flagge, das „Banner des Friedens“, die ein Objekt als unantastbaren Kunst- und Kulturschatz ausweist, weht noch heute über vielen Kultur- und Bildungseinrichtungen in der ganzen Welt.
Seit den frühesten Tagen des Zweiten Weltkriegs nutzt Nikolaj Roerich jede Gelegenheit, um seinem Heimatland zu helfen, auch wenn er weit von ihm entfernt lebte. Zusammen mit seinem jüngsten Sohn, Swjatoslaw Roerich, organisiert er Ausstellungen und den Verkauf von Gemälden, um die sowjetische Armee finanziell zu unterstützen. Er schreibt zahlreiche Zeitungsartikel, hält im Radio Ansprachen zur Unterstützung des sowjetischen Volkes, ohne ein Wort der Verzweiflung und Verwirrung. Selbst in den kritischsten Tagen des Krieges stärkt er das Vertrauen in den Sieg des russischen Volkes: „Wir diskutierten mit vielen Zweifelnden und Wankelmütigen. Falsche Propheten haben viel Unheil vorhergesagt, aber wir haben immer gesagt: „Moskau wird widerstehen!“, „Leningrad wird widerstehen!“, „Stalingrad wird widerstehen!“. Und sie haben widerstanden! Zum Staunen der gesamten Welt erhob sich die unbesiegbare russische Streitmacht!“, so schreibt Nikolaj Roerich in seinem Artikel „Ruhm“ im Jahr 1943.
In diesen für Russland schrecklichen Jahren steht für den russischen Künstler in seinem Werk wieder das Thema Heimat im Vordergrund. Während dieser Zeit erschafft er eine Serie von Gemälden – „Fürst Igor“, „Alexander Newski“, „Die Partisanen“, „Der Sieg“, in denen er, unter Verwendung von Gedankenbildern der russischen Geschichte, den Sieg des russischen Volkes über den Faschismus prophezeit.
Essays und Briefe von Nikolaj Roerich appellieren in dieser Zeit stärker denn an menschlicher Einheit und Eintracht. Am Wichtigsten ist, sagt Nikolaj Roerich, das Vertrauen in uns selbst, in die Stärke unseres Geistes, unsere innere Kultur, das Vertrauen auf ein gutes Herz, auf das Verlangen nach Wissen und Verehrung der Schönheit.
Diese Appelle wurden nie abstrakt. Auf diesen Grundsätzen basieren nicht nur die Kunst und das literarische Schaffen von Nikolaj Roerich, sondern sein ganzes Leben. Belege von Zeitgenossen zeigen uns neben der Bewunderung für den Facettenreichtum des kreativen Genies das Bild eines zielstrebigen Menschen auf, der durch außergewöhnliche geistige Kraft, innerer Harmonie und ungewöhnlicher Toleranz der Meinung Anderer gegenüber fasziniert.
Die weltweite Anerkennung des russischen Künstlers wird dadurch belegt, dass ihn mehr als hundert Institute, Akademien, Forschungsgesellschaften und Kultureinrichtungen auf der ganzen Welt als Ehrenmitglied und aktives Mitglied aufgenommen haben. Mit großem Respekt und Wertschätzung für den Künstler begegnete ihm auch Indien: Nikolaj Roerich war persönlich bekannt mit berühmten indischen Philosophen, Wissenschaftlern, Schriftstellern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Aber auch die gewöhnlichen Inder verehrten ihn als einen großen Weisen.
Anerkennung seiner gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Tätigkeit haben Nikolaj Roerich in keiner Weise in seiner Einstellung zur Heimat beeinflusst. Er war stets Patriot und russischer Staatsbürger, er hatte nur einen Pass – den Russlands. Der Gedanke an die Rückkehr in seine Heimat hatte Nikolaj Roerich nie verlassen. Unmittelbar nach dem Krieg beantragt der Künstler ein Visum, um in die Sowjetunion reisen. Aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht – kurz vor seiner Rückkehr starb er am 13. Dezember 1947 in Indien. Er hat nie erfahren, dass ihm ein Visum verweigert wurde. Auf seinem Grab, vor dem Angesicht der majestätischen schneebedeckten Gipfel ist ein großer quaderförmiger Stein aufgestellt, in den die Inschrift gemeißelt steht: „Am 15. Dezember 1947 übernahm das Feuer den Körper des Maharishi Nikolaj Roerich – einem großen russischen Freund Indiens. Möge Frieden werden.“